Osttangente –- Unvermögen oder Fakes?

Jetzt hat sich auch ein Gremium von Armbruster & Co. unter der Überschrift "Osttangente ist beschlossen" in der Böblinger Zeitung mit einem Leserbrief geäußert.

So heißt es hier, ohne weiter ins Detail zu gehen:
Damit ist ein wichtiger und großer Schritt in Richtung höhere Wohn- und Lebensqualität erfolgt. *)

Was durch Gutachten bestätigt wird, sieht beispielsweise wie folgt aus:

Quelle: Gemeinde Magstadt, Bebauungsplan „OSTTANGENTE“
Entwurf vom 23.02.2021, BS Ingenieure, Straßen- und Verkehrsplanung Objektplanung

Die Analyse 2019 Tagesverkehr zu Planungsfall OT Prognose 2035 zeigt Verminderungsraten im unteren einstelligen Prozentbereich (54 zu 49% und 42 zu 41%. Die behauptete "spürbare Entlastung des Ortsbereiches" braucht nicht weiter kommentiert zu werden. Die Differenz bei den Prozentsätzen sprechen für sich.

Die Osttangente bewirkt für überörtliche Verkehre eine durchgehend ortsdurchfahrtfreie Verbindung.
Durch die B 464 und die Südtangente ist das schon heute gegeben. Bleibt die Hölzertalstraße bestehen, lässt sich ohne Osttangente durch Verkehrslenkung das Gleiche erreichen. Beispiel dafür ist ein Durchfahrverbot durch Stuttgart für Lkw-Verkehr. Wie das funktioniert, danach können sich die Entscheidungsträger für die Osttangente ja mal erkundigen.

Das Gewerbegebiet Ost wird direkt angebunden an das überörtliche Straßennetz wie B 464, B295 und Autobahn.
Das Gewerbegebiet Ost ist bereits heute schon optimal an das überörtliche Straßennetz angebunden. Durch die Osttangente wird das nicht besser.

Der Wunsch der Bürgerschaft in Magstadt sowohl einen Drogeriemarkt als auch einen Discounter anzusiedeln, rückt in den Bereich des Möglichen.
Die Ansiedlung eines Discounters und Drogeriemarktes rückt auch ohne Osttangente in den Bereich des Möglichen.
Einfach mal mehr nachdenken. Der Standort wäre an anderer Stelle besser gewählt.

Die Erschließung eines kleinen Wohngebiets Eichenstraße wäre auch ohne Osttangente möglich. Die Grundwasser- und Abwasserkanalproblematik wäre aber vorher zu lösen.

Durch den Bau der Osttangente ist es der Magstadter Bevölkerung möglich, das Hölzertal zur Naherholung zu nutzen.
Die Magstadter Bevölkerung nutzt auch heute schon in großen Umfang die Naherholung im Hölzertal, ohne dann künftig eine verkehrsreiche Osttangente überqueren zu müssen.
Luftschadstoffe und Verkehrslärm laden in diesem Bereich nicht gerade zum Spazierengehen ein.

Der seit längerem geplante und sehr wichtige Hochwasserschutz im Bereich Planbach kann errichtet werden und zwar ohne zusätzliche Kosten für Dämme.
Ein Hochwasserschutz kann auf vielfältige Weise dargestellt werden. Der Damm am Rande eines Wohngebiets ist mit Abstand die schlechteste Lösung. Weiter im Hölzertal würden beispielsweise auch die Häuser im Wohngebiet Hanfländer nicht durch zeitweise ansteigendes Grundwasser gefährdet. Die UGs der Häuser liegen vereinzelt unter dem Niveau dieses Damms mit Osttangente. Ein Schädigung an den betroffenen Gebäude kann nicht sicher ausgeschlossen werden. Eine Nachrüstung an den Häusern ist nicht möglich.

Die Umgestaltung Ortsmitte Planbach, die derzeit in zwei Bauabschnitten entsteht, kann umgesetzt werden, eine wesentliche Voraussetzung für den Bau der Osttangente.
Die Ausgleichsmaßnahme E1, Umgestaltung des Planbachs im Innenort erbringt 3.720.000 Ökopunkte (Ausgleichsmaßnahme), Wert in Euro 930.000. Das ist nur möglich, da die hier als Berechnungsgrundlage die Herstellungskosten dienen. Im Außenbereich ist eine solche Berechnungsweise nicht gegeben. Die Risikobetrachtung liegt jetzt darin, aus welchem Blickwinkel diese Maßnahme betrachtet wird. Frühere Überlegungen gingen auch von einem Stauraum bei Hochwasser aus. In diesem Bereich liegen die Außenflächen eines Kindergartens.

Auf die restlichen Äußerungen möchte ich besser nicht eingehen.

Die Aussage "damit ist ein wichtiger Schritt und großer Schritt in Richtung höhere Wohn- und Lebensqualität erfolgt", ist eine reine Provokation gegenüber den Bewohnern im Hanfländer. Wenn dann künftig 6000-7000 Fahrzeuge auf der Osttangente und durch die Oswaldstraße 1450 Fahrzeuge fahren, dann sollen die Leserbriefautoren die bessere Wohnungs- und Lebensqualität den Bewohnern des Hanfländers einmal erklären.

Die Prognosen für die Verkehrsbelastung aus 2007 für das Jahr 2020 für die Oswaldstraße werden im östlichen Teil mit 650-850 Fahrzeugen mit Osttangente ausgewiesen. In einer Tabelle in der aktuellen Auslegung werden 2019 1700 Fahrzeuge und für 2003 1650 Fahrzeuge genannt. Dabei werden die Vergleiche einmal nur an Werktagen und einmal an allen Tagen ausgewiesen. Die Messpunkte sind nicht völlig gleich, aber innerhalb eines Wohngebiets. Alle Zahlen wurden vom gleichen Ingenieurbüro oder dessen Rechtsnachfolger vorgenommen. Dieser Wirrwarr erschwert Vergleiche, ist aber offensichtlich beabsichtigt, um vergangene Fehlprognosen und fragliche Vergleiche nicht zu offensichtlich werden zu lassen. Vertrauen?

Nicht nur die Einwohner in Bereich der Osttangente sollten sich die Auslegung gründlich anschauen. Die negativen Auswirkungen der geplanten Osttangente sind sehr weitreichend.

*) Kursivschrift sind Zitate aus dem Leserbrief.

Diese Ausführungen wurden wegen besserer technischer Darstellungsmöglichkeiten als im BF-Forum für den Beitrag Osttangente ist beschlossen hier verfaßt.


17.04.2021