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Leserbriefe an die Redaktion der Sindelfinger Zeitung

11.06.2004
Fünf statt vier

Zu: "Verkehr steht bei allen vorne drauf" (SZ/BZ vom 8. Juni) Magstadt erlebt in der Tat eine der spannendsten Gemeinderatswahlen seit vielen Jahren: Fünf Listen - und nicht vier, wie es in der Dachzeile des Artikels heißt - stellen sich am kommenden Sonntag dem Votum der Bürgerinnen und Bürger.

Nicht ganz richtig ist jedoch die Feststellung, dass die erstmals zur Wahl antretende Liste Bürger für Magstadt mit den Grünen kooperiere und es eine gemeinsame Wahlveranstaltung gegeben habe. Die Veranstaltung stand unter dem Motto "Farbe bekennen" - und fand auf Einladung der Bäckerei Keller statt. Die Bäckerei hatte beide Listen dazu eingeladen, weil sich beide während des Wahlkampfes ganz eindeutig und geschlossen für die Offenhaltung der Hölzertal-Straße ausgesprochen haben. Aus diesem Grund waren bei dieser Veranstaltung auch keine weiteren Wählervereinigungen oder Parteien vertreten.

Im Übrigen sind die Gemeinsamkeiten zwischen der Liste Bürger für Magstadt und Bündnis 90/Die Grünen in erster Linie programmatischer Natur: Die Kandidaten beider Listen setzen sich dafür ein, dass die Hölzertal-Straße als lebenswichtige Ader Magstadts nicht geschlossen wird.
Iris Kress, Magstadt

26.05.2004
So kann es nicht weitergehen

zu: "Der Bund stiehlt sich davon" (SZ/BZ vom 21. Mai)
Ihr Kommentar trifft den Nagel auf den Kopf. Es ist ein Skandal, in welchem Zustand sich die Straßen vor allem im Kreis Böblingen mit seiner gewaltigen Wirtschaftskraft befinden und wie mit dem Bau dringendst notwendiger Straßen (B 464, Ausbau A 81) umgegangen wird.

Hunderte Milliarden werden in die Ostländer gepumpt und dort zum Teil Prachtstraßen gebaut, auf denen pro Tag zirka 20 Fahrzeuge verkehren. So kann es nicht weitergehen, zumal Baden-Württemberg einer der Hauptzahler des Länderfinanzausgleichs ist. In ganz Deutschland findet man nicht solche miesen Straßen wie im Kreis Böblingen und Umgebung (Magstadt - Schafhausen, Maichingen - Döffingen und so weiter).

Was hat die Stadt Sindelfingen für den Bau der B 464 getan? So gut wie nichts. Auch die Landespolitik hat hier nicht von Anfang an den nötigen Druck ausgeübt.

Magstadt und die Maichinger Landhaussiedlung ersticken im Verkehr, denn die Zuliefer-Lastwagen von. DaimlerChrysler benutzen lieber diese Schleichwege, als auf der, fast ständig verstopften Autobahn, die schon längst auf sechs Spuren hätte ausgebaut sein müssen, im Stau zustehen.
Horst M. Herrmann, Maichingen

B 464: 30 Jahre Dornröschenschlaf
zu: "Der Bund stiehlt sich davon" .

(SZ/BZ vom 21. Mai) Es mag ja sein, dass der Bund sich neuerdings schwer tut, die nötigen Mittel für den Fernstraßenbau zur Verfügung zu stellen. Doch das war nicht immer so: In den 80er und frühen 90er Jahren war Geld in Hülle und Fülle vorhanden. Damals war das Land jedenfalls nicht in der Lage, zum Beispiel die für den Bereich des Regierungspräsidiums Stuttgart vorgesehenen Bundesmittel für den Fernstraßenbau "vollständig auszuschöpfen. Wenn sich Baden-Württemberg in der gleichen Weise wie andere Bundesländer um seine Verkehrsinfrastruktur gekümmert hätte, wären Fernstraßen wie die seit 30 Jahren im Projektierungsstau steckende B 464 längst fertig.

Nicht ganz unschuldig an der heutigen Verkehrsmisere im Kreis Böblingen sind auch etliche Kommunen: Neben Magstadt, wo lange Zeit alle Planungen in Sachen B 464 auf heftigen Widerstand stießen, gilt dies vor allem für die bis vor kurzem heillos untereinander zerstrittenen Städte Sindelfingen, Böblingen und Leonberg.

Hätten die genannten Kommunen in den letzten drei Jahrzehnten zusammen mit dem Land an einem Strang gezogen, gäbe es heute weder die Dauerstaus auf der A 81, noch auf der A 8 im Umkreis des völlig überlasteten Stuttgarter Kreuzes. Denn stattdessen könnte jeder Autofahrer bei Durchquerung des Landkreis Böblingen zwischen drei großzügig ausgebauten Alternativen wählen: der A 81 (als Direktverbindung zwischen Herrenberg/Gärtringen und Leonberg), der A 831 (entspricht dem heutigen A 81-Torso zwischen Herrenberg/Gärtringen und Stuttgarter Kreuz) und der B 464 (als Diagonalverbindung von Reutlingen Tübingen über die Hulb nach Leonberg-West .

Im Übrigen: Mit nur zwei Fahrspuren, wie jetzt vorgesehen, wird die B 464 alles andere als eine leistungsfähige Verkehrsverbindung. Die Straßenplaner, die um 1970 die Trasse von Tübingen nach Leonberg-West projektierten, waren da erheblich vorausschauender: Sie hatten die heute als B 464 firmierende Bundesstraße als vierspurige A 833 konzipiert. So ist noch bevor überhaupt der erste Spatenstich erfolgt, eine Fehlinvestition vorprogrammiert. Liegt es auch daran, dass der Bund sich jetzt ziert, dieses Straßenbauvorhaben in Angriff zu nehmen?
Hans Jürgen Jüngling, Herrenberg